Zu Beginn dieser Folge meiner Podcast-Challenge fragte ich mich, ob ich diesen überhaupt mit hineinnehmen sollte. Ein queerer Podcast, der Rollenspiel und queere Themen miteinander verbindet? Sind das meine Themen? Gehöre ich zur Zielgruppe und habe ich den Skill mich damit auseinander zu setzen? Wie stehe ich dazu? Bin ich tatsächlich so tolerant und offen, wie ich mich selbst immer sehe oder wird mich der Podcast an meine Grenzen bringen?
Wer Jasmin Neitzel und Serina Steinmann nicht kennt: Jasmin war langjährige Redakteurin und Social Media-Managerin bei Ulisses für DSA, dem Aventurischen Boten sowie dem Diversity and Sensitivity Reading. Serina Steinmann begleitet(e) Ullisses DSA Publikationen als Lektorin und Korrektorin sowie Redakteurin des Aventurischen Boten. (Haut mich, wenn ich euch falsch vorgestellt habe und sind somit aus der Deutschen Pen und Paper Community nicht wegzudenken.
In Ihrem Podcast sprechen sie sehr offen über Rollenspiele, Sexualität, fantastische Literatur, BDSM, Spieldesign und Queerness. Sie kennzeichnen daher ihren Podcast immer mit der Alterangabe „ab 16 Jahren“, was ich hiermit bei meiner Verlinkung zu ihrem pod nun auch tue. Und wenn ich sage, frei, das ist dies auch wirklich so gemeint.
Wer sich wie ich nicht der queeren Community zählt, mag zu Beginn mit den Ohren schlackern, denn dieser freie Sprech ist ungewohnt. Doch wenn man sich einlässt, … HALT! Das Ganze läuft mir in eine falsche Richtung, so „wow, queerer Pod auch für Heteros hörbar“, Das ist Mist, darauf will ich gar nicht hinaus. Ich versuch es anders:
Nerd ist ihr Hobby hat es geschafft, mich selbst im Rollenspiel zu hinterfragen. Würde ich mir zutrauen, einen queeren Charakter zu spielen? Ginge dies in einer meiner Gruppen überhaupt? Und wenn ja, wie würde ich ihn spielen? Wäre er ein Paradebeispiel der Vorurteile und Klischees mit Fistelstimme, wackelndem Arsch und Tütü? Oder wäre ich tatsächlich in der Lage, dem Charakter die entsprechende Tiefe zu geben?
Und wie hielt ich das bisher als SL? Wenn ein NPC dieser Community vorkamen, waren sie nicht sofort als solche zu erkennen? Bedien(t)e ich nicht die Klischees und verfestige sie damit auch noch zusätzlich? Leider muss ich es wohl zugeben und die Fragen mit Ja beantworten.
Dieser Erkenntnisprozess ist bei mir durch diesen Podcast angestoßen worden, und bei weitem nicht abgeschlossen. So langsam erahne ich, welche Hürden und Probleme die Gesellschaft der queeren Community in den Weg legt und hoffe, im zukünftigen Rollenspiel dies berücksichtigen zu können.
Ich bin froh, dass ich mich für „Nerd ist ihr Hobby“ entschieden habe. Dieser Podcast schafft es nämlich, meinen Blickwinkel, meine Sicht zu erweitern und um Aspekte zu ergänzen, deren Existenz ich vorher nicht mal gesehen habe. Und wenn ein Podcast es schafft, dein Rollenspiel zu verändern und tiefer werden zu lassen, dann ist es ein guter!
Merci beaucoup, Jasmin und Serina.